ADHS – Transition (Teil 1)
Shownotes
Der Übergang vom Kinder- und Jugendarzt zum Erwachsenenarzt in der ADHS-Behandlung kann für viele Patienten eine Herausforderung darstellen. Bei mehr als einem Drittel der Patienten besteht auch im Erwachsenenalter ein Therapiebedarf. Die Suche nach einem spezialisierten Arzt für eine ADHS-Behandlung, der auch noch Kapazitäten für neue Patienten hat, kristallisiert sich oft als komplex heraus. PD Dr. Daniel Alvarez-Fischer berichtet aus der Praxis, dass Patienten vereinfacht gesagt, in drei Gruppen eingeteilt werden können. Erstens, Patienten, bei denen eine ADHS erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird, obwohl die Symptome bereits in der Kindheit vorhanden waren. Zweitens, Patienten, bei denen die Transition von Kinder- und Jugendarzt zu Erwachsenenarzt erfolgreich verläuft. Und drittens, eine größere Gruppe von Patienten, bei denen die ADHS-Diagnose zwar gestellt wurde, die aber entweder nie behandelt wurden oder die Behandlung abgebrochen haben. „Zwischen 15 und 21 Jahren fallen laut einer Studie 70 Prozent der diagnostizierten Patienten mit einer ADHS aus der Behandlung“, so Dr. Jürgen Fleischmann. Jugendliche brechen häufig ihre medizinische Behandlung und die Einnahme der Medikamenten ab, da sie sich von den gesellschaftlichen Erwartungen bevormundet und nicht akzeptiert fühlen. Während die Wünsche der Eltern und Lehrer bezüglich der Behandlung berücksichtigt werden, wird die Perspektive des Jugendlichen oft vernachlässigt. Daher ist es wichtig, auch die Transition von der Kindheit zum Jugendalter in Betracht zu ziehen. „Jugendliche möchten ernst genommen und in die Festlegung der Behandlungsziele einbezogen werden", betont Dr. Fleischmann. Die Vorbereitung auf die Transition beginnt bereits am ersten Tag der Behandlung und zielt darauf ab, die Selbstständigkeit der Patienten zu fördern und die Erkenntnis zu vermitteln, dass sie aktiv dazu beitragen können, eine Änderung herbeizuführen und für ihr Wohlbefinden zu sorgen. „Die Medikamente geben die Möglichkeit, sich willentlich besser zu steuern. Es gilt, schon Grundschüler zu fragen, was sie selber erreichen möchten und zu erklären, wie sie die Wirkung der Medikamente dafür nutzen können“, so Dr. Fleischmann. Medikamente können helfen, ohne dabei jedoch die Persönlichkeit zu verändern. „Psychopharmaka lösen weder Probleme, noch machen sie einen anderen Menschen. Man bleibt schon, wer man ist. Und wenn es nicht so wäre, dann würde ich die Medikamente nicht verschreiben“, so PD Dr. Daniel Alvarez-Fischer. Zur Erleichterung des Übergangs von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin hat der Expertenrat ADHS sogenannte Transitionsbögen erarbeitet. Sie können unter folgendem Link online bearbeitet oder heruntergeladen werden: https://www.expertenrat-adhs.de/transitionsbogen/.
Weitere Informationen zum Thema ADHS finden Sie unter www.adhs-ratgeber.com; www.expertenrat-adhs.de; www.medice.com; www.gemeinsam-adhs-begegnen.de